Alles über die kanarische Musik

Die kanarische Musik ist das Ergebnis einer Mischung aus Musikrichtungen der Ureinwohner, der Eroberer der Kanaren von der Iberischen Halbinsel, aber auch der Karibik, gebracht durch diejenigen, die auf die Kanaren zurück migriert sind.

 

Die vielfältige kanarische Musik des Archipels ist dank dieser ersten Verschmelzung der Kulturen zustande gekommen und wurde dann mit dem Einfluss europäischer Händler (Genueser, Juden, Flamen, Briten) und Menschenströmen zwischen den Kanarischen Inseln und der Neuen Welt erweitert.

Kanarische Musik (Folklore)

Die Folklore der Insel wird in einem Zitat von Pedro Hernández-Guanir gut beschrieben:

 

"Wie ein Baum schlägt er Wurzeln in der Welt der Guanchen. Sein Stamm ist das Ergebnis verschiedener fremder Einflüsse [...]. Die Zweige sind jedoch ein Produkt des Temperaments und der Psychologie des kanarischen Volkes. Es ist ihnen gelungen, eine originelle, rhythmische, fröhliche, humorvolle, melancholische Note zu geben..., wie die ihrer eigenen Persönlichkeit. Das Endresultat dieser Folklore ist letztendlich ein anderes als das, das sie hervorgebracht hat. Es ist wie der Baum, [...] anders als der Samen, der ihn geboren hat."

Instrumente der kanarischen Musik

Sowohl die Geschichte als auch die geographische Lage des Archipels haben es im Laufe der Zeit ermöglicht, dass äußere Einflüsse die Inseln erreichen konnten. Daher kann man gut nachvollziehen, dass Musikinstrumente von außerhalb des Archipels verwendet werden. Die Klassifizierung der in der kanarischen Musik verwendeten Instrumente ist wie folgt:

Aerophone

  • Akkordeon
  • Muschelschale: Naturhorn, das durch Schneiden des gegenüberliegenden Endes - dort, wo die Lippen sitzen - der Öffnung einer Muschel gebaut wird. Es wurde auch verwendet um Signale zu schicken.
  • Flöte aus La Palma: hergestellt aus Zuckerrohr und exklusiv aus La Palma. Sie hat sechs Löcher und ihr Mundstück ist das einer Blockflöte ähnlich.
  • Verschiedene Flöten aus La Gomera: diese fast ausgedienten Instrumente sind exklusiv aus La Gomera und werden aus Schilfrohr hergestellt. Manche haben drei Löcher und einen Ansatz, während andere wiederum einen geschlossenen Ansatz mit einer Zunge haben.
  • Pfeife und Trommel aus Teneriffa: ersteres ist aus Zuckerrohr, Lorbeer- oder Feigenbaum gefertigt und hat einen abgeschrägten Mund mit zwei Löchern vorne und einem hinten. Allgemein spielt der Schlagzeuger sie mit der linken Hand, während die rechte Hand die Trommel spielt.
  • Flöte as El Hierro: exklusiv aus El Hierro, ähnelt sie einer Querflöte und besteht aus einem Rohr mit sechs Grifflöchern und einem größeren Mundloch.

Streichinstrumente

  • Kontrabass
  • Violine

Zupfinstrumente

  • Bandurria
  • Contra: 5-saitiges Instrument, das ein Viertel tiefer gestimmt ist als die timple (typische kanarische Gitarre) und ihr sehr ähnlich ist nur viel kleiner. Sie befindet sich ungefähr zwischen einer Gitarre und der timple und ist der venezolanischen Gitarre sehr ähnlich. Oft als begleitung bei traditionellen Tänzen aufgrund der Metrik.
  • Venezolanische Gitarre: 4-Saiten Instrument mit absteigender Reihenfolge. Ihre kreolische Herkunft verbindet sie mit der Familie der alten spanischen Gitarren, wie z.B. der timple. Die Präsenz in der kanarischen Folklore ist modern, was auf die Rückkehr der "Indianer" zurückzuführen ist.
  • Gitarre
  • Laute
  • Mandoline
  • Kleine Gitarre (timple): 5-saitiges Instrument, das als eine kleine Gitarre mit einem "Buckel" definiert werden kann, die "klimpernd" gespielt wird. Es ist scharf, sehr klangvoll und seine traditionelle Funktion besteht darin, die parranda (traditionelle Tänze) zu begleiten. Obwohl ihr Ursprung ungewiss ist, hat sie sich im gesamten Archipel ausgebreitet (obwohl sie auf den östlichen Inseln stärker vertreten ist).

Idiophone

  • Klappern: Schlaginstrument aus Knochen oder Holz, ähnlich wie Kastagnetten, obwohl es größer ist und innen ein Loch hat. Die "männliche" Klapper, mit einem tieferen Klang, gibt den Rhythmus vor, und die "weibliche" Klapper ist diejenige, die klingelt oder schlägt.
  • Kastagnetten
  • Huesera (Knocheninstrument): Sie ist in der Folklore der Iberischen Halbinsel weit verbreitet und besteht aus Ziegenknochen, die mit Seilen oder Drähten befestigt sind. Sie wird am Hals hängend gespielt und unten mit der Hand gehalten, während sie von oben nach unten mit einer Kastagnette gerieben wird. Es ist auf traditionellen Tänzen auf dem gesamten Archipel weit verbreitet.
  • Clave (zwei Holzstäbe): rhythmisches Instrument afrokubanischen Ursprungs, bestehend aus zwei zylindrischen Stäben aus massivem Holz mit einem Durchmesser von etwa 2 Zentimetern bei einer Länge von 25 Zentimetern.
  • Espada: längliche Metallstäbe von etwa einem Meter Länge, die ähnlich einem Säbel sind. Sie werden mit einem weiteren dünnen und kleinen Metallstab oder Stock geschlagen.
  • Lapa (Schale einer Gemeinen Napfschnecke): ein Instrument indigener Herkunft, das normalerweise den Rhythmus der timple reproduziert. Benötigt werden zwei mehr oder weniger ähnliche Napfschnecken dessen Muschel Rücken an Rücken mit einer Hand gehalten und mit der Handfläche der anderen Hand geschlagen werden, wobei mit den freien Fingern unterschiedliche Rhythmen gespielt werden können.
  • Tamburin
  • Trommel

Gesang

Die kanarische Musik wäre nicht die Gleiche wenn man die verschiedenen Gesänge des Archipels weglassen würde.

  • Arrorró: melodiöses und langsames Wiegenlied, das sich durch seine Monotonie auszeichnet und je nach Insel Variationen aufweist. Seine Texte bestehen aus achtsilbigen Quartetten und werden ohne Wiederholung der Verse gesungen.
  • Endechas: Poetische Kompositionen jüdischer Herkunft, in denen ein Mitleid erregendes Gefühl zum Ausdruck kommt. Sie zeichnen sich durch das Gefühl aus, das der Schriftsteller zum Ausdruck einer Klage bringt, sei es Trauer, Liebe... Je nach ihrer Struktur können sie in drei Kategorien eingeteilt werden:
    • Endechas in tristen Monorhythmen (zusammengesetzt aus drei Versen mit gleichem Reim und gewöhnlich zweisilbigen Versen).
    • Endechas in monorhythmischen Versen (gebildet aus zwei Versen mit den gleichen Merkmalen wie die vorhergehenden).
    • Endechas in sechssilbigen Quartetten.
  • Seguidillas: ein Volkslied aus siebensilbigen und fünfsilbigen Versen, das abwechselnd von zwei Sängern vorgetragen wird, von denen jeder die letzte von dem anderen gesungene Strophe wiederholt.

Kanarische Tänze

Zweifellos bestimmt die Umgebung das Leben der Dörfer und prägt ihre künstlerischen und musikalischen Ausführungen. So ist es nicht ungewöhnlich, dass die Kanarischen Inseln über einen großen Reichtum und eine große Vielfalt an Musik verfügen. Seine kontrastreichen Landschaften haben zu verschiedenen Volkstänzen geführt.

Isa

Ein Tanz, der wegen seiner Freude und Ansehnlichkeit frei getanzt wird. Früher war es ein Tanz mit einer Choreographie ähnlich der jota (spanischer Tanz), bei dem man springen musste, wobei Geschicklichkeit und Rhythmus gefragt waren, da die Kastagnetten gleichzeitig gespielt wurden. Nun, als Ergebnis einer Reihe von Transformationen, zeichnet sich die Isa durch ihre Ästhetik aus, da die Gruppe eine Reihe von Rollen, Brücken, Ketten und Figuren bildet.

Folía

Ein weiterer Tanz der kanarischen Musik wird sehr feinfühlig mit höfischen Formen getanzt. Er folgt der alten Tradition des Partnerwechsels durch die Frau, die nach einer Reihe von Schritten mit ihrem ursprünglichen Tanzpartner zurückkehrt. Die folías canarias werden in Gruppen von alleinstehenden und unabhängigen Paaren getanzt. Es ist nicht erlaubt, auf die Tanzfläche zu gehen, bevor die Musiker es andeuten, sodass die Paare in Tanzstellung gehen können.

 

So gibt es eine musikalische Einleitung, der Mann macht einen Schritt vorwärts und beugt sich vor der Frau, die ihn zunächst beim Tanzen zurückweist, indem sie einen Schritt rückwärts und einen weiteren zur Seite macht. Dann folgt ein Partnerwechsel. Wenn der Mann zurücktritt, tritt die Frau wie zur Versöhnung vor, und so weiter und ohne dabei einander zu berühren.

Malagueña

Tanz im Kollektiv von fünf, sechs oder mehr Paaren, in dem sie Kreise, Figuren, Tunnel und Zöpfe wie in der Isa bilden und dabei von ruhiger Musik begleitet werden. Die Choreographie besteht darin, dass die Paare mit dem Mann links gegenüber vor der Frau eine Choraufstellung bilden und beide mit dem Rücken zu den anderen Paaren stehen.

 

Sie beginnen damit, dass sie mehrere Takte lang am gleichen Ort tanzen, und wenn die halbe Drehung angedeutet wird, drehen sich die Männer auf der Außenseite des Chors und die Frauen auf der Innenseite um, um mit dem gegenüberliegenden Paar eine weitere Reihe von Takten zu tanzen.

Die Kanarische Musik und ihre Gesangsgruppen

Es gibt viele Gruppen der kanarischen Folklore die die Musik der Insel auf eine andere Ebene gebracht haben, indem sie ihr dabei im Laufe der Zeit eine eigene Persönlichkeit verliehen und die Eigenheiten des kanarischen Volkes aufgegriffen haben. Das führte zu einem Stil, der viel vielfältiger ist als der ursprüngliche.

Los Sabandeños

Eine aus Teneriffa stammende Gruppe kanarischer Volksmusik und möglicherweise die größten Vertreter der traditionellen Musik des Archipels mit fast 70 Schallplatten und einem wertvollen Tonarchiv, das einen Teil des Vermächtnisses der Insel sowie eigene Lieder und bearbeitete Fassungen enthält.

Los Gofiones

Eine Gruppe kanarischer Volksmusik, die auf Gran Canaria geboren wurde, bestehend aus etwa vierzig Sängern und Instrumentalisten mit einer umfangreichen Diskographie und wichtigen Anerkennungen. Ihre Arbeit auf dem Gebiet der volkstümlichen Wurzeln verbindet sich mit der Suche nach neuen Musik- und Bühnenformen. Die Reise der Gruppe durch verschiedene Länder und die Verbindung, die den Archipel mit Lateinamerika verbindet, haben dazu beigetragen, ihr Repertoire um Musik aus anderen Breitengraden zu erweitern.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die kanarische Musik ein Motor ist, der Beziehungen schafft und die Menschen in verschiedenen Momenten des Lebens verbindet. Dabei ist das Ergebnis eine Vielfalt an kulturelle, europäische und amerikanische Einflüsse die die kanarische Kultur der Musik durch ihre Geschichte bereichert haben ohne dabei den Rhythmus der Ureinwohner zu vergessen.

 

Quelle: Regierung der Kanarischen Inseln

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